Im 19. Jahrhundert kam es zu großen wirtschaftlichen und politischen Veränderungen. Österreich wurde ein moderner Staat. Mit der Zeit entstand eine einheitliche Verwaltung mit Schulen, Gerichten und Finanzämtern. Zur gleichen Zeit entstanden die ersten modernen Industriebetriebe und ein Verkehrsnetz. Deswegen heißt diese Zeit auch „industrielle Revolution“. Große Bedeutung hatten vor allem die Eisen- und Stahlindustrie sowie die Textilindustrie. Durch Eisenbahnen und Dampfschiffe konnten erheblich mehr Personen und Waren transportiert werden. Und das Reisen und der Transport von Waren wurden schneller. Viele Menschen übersiedelten damals vom Land in die Städte. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde die Hauptstadt Wien zu einer Stadt mit rund 2 Millionen Einwohnern. Unter den Zuwanderern, die nach Wien kamen, waren viele Menschen, die Tschechisch, Slowakisch, Polnisch oder Kroatisch sprachen. Es kamen auch viele jüdische Zuwanderer – insbesondere aus den östlichen Teilen der Monarchie. Mit der Entwicklung der Industrie entstanden auch neue soziale Gruppen: Arbeiter, Angestellte, Unternehmer, die politische Mitsprache einforderten. Lange Zeit regierten die Habsburger jedoch als absolute Herrscher. Darunter versteht man die alleinige Herrschaft des Staatsoberhauptes ohne Mitwirkung des Volkes. Die neuen sozialen Gruppen waren damit nicht einverstanden und wollten mehr politische Rechte. 1848 kam es schließlich zu einer politischen Revolution. Studentinnen und Studenten, Bürger und Bauern forderten Freiheit und Bürgerrechte. Sie forderten eine Verfassung und Wahlen zu einem Parlament. Gesetze sollten nicht mehr allein vom Kaiser, sondern vom Parlament beschlossen werden. In Ungarn und in Nord-Italien kämpften die Revolutionärinnen und Revolutionäre noch für ein anderes Ziel. Sie wollten nicht mehr Teil des Kaiserreichs Österreich sein, sondern in einem eigenen unabhängigen Staat leben. Für kurze Zeit war die Revolution von 1848 erfolgreich. Österreich bekam seine erste Verfassung. Ein Parlament wurde gewählt, das damals „Reichsrat“ hieß. Dieses Parlament beschloss wichtige Reformen.
Ungarn erklärte sich 1848 für unabhängig und wählte eine eigene Regierung. Doch schon 1849, also ein Jahr später, wurde die Revolution in Österreich und Ungarn von Kaiser Franz Josef mit Gewalt unterdrückt. Das österreichische Parlament und die unabhängige Regierung in Ungarn wurden wieder aufgelöst. Viele Revolutionärinnen und Revolutionäre wurden hingerichtet oder mussten ins Ausland fliehen.
Einige wichtige Reformen blieben trotz der Unterdrückung der Revolution bestehen. Dazu gehört die Befreiung der Bauern von ihren bisherigen Grundbesitzern. Die Bauern mussten nun nicht mehr ohne Bezahlung für die Grundherren arbeiten. Sie durften ihre Ernte behalten oder verkaufen, ohne einen Teil der Ernte an die Grundherren abgeben zu müssen. Zu den Reformen gehörte auch die Einführung einer modernen Verwaltung. Die Gemeinden hatten nach 1848 erstmals einen demokratisch gewählten Bürgermeister und einen Gemeinderat. Die Gründung von Bezirksgerichten machte es für viele Bürger und Bürgerinnen leichter, ihre Rechte einzuklagen. Justiz und Verwaltung wurden getrennt. Und es wurden Geschworenengerichte eingeführt. Das bedeutet: Auch ganz normale Bürger dürfen seither bei Gerichtsprozessen am Urteil mitwirken.